Herberge gesucht! – ein Theaterprojekt für und mit geflüchteten Kindern und Erwachsenen

Herberge_gesucht_3Ziel war es, polnischen und deutschen Kindern die Möglichkeit zu geben, sich über das Thema Flucht und Migration auszutauschen und neue Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig sollten sie im binationalen Rahmen lernen, miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren und für die Gruppe Verantwortung zu übernehmen. Der deutsch-polnische Kontext sollte über die Diskussionen, in Spielen und in der Integration  von Flüchtlingsfamilien auf eine internationale Dimension übertragen werden. Also wie kann Verständigung zwischen Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen und aus unterschiedlichen Kulturen kommen, gelingen? In diesem Sinne stellte das Projekt ein Training für das Leben in der heutigen Gesellschaft dar.

Alter der Teilnehmenden: 9-11 Jahre

Herberge_gesucht_1Das Ziel konnte man in großem Maße umsetzen. Das Medium Theater hat sich als sehr effektiv erwiesen und den Teilnehmenden größten Freiraum zur Eigeninitiative gegeben. Sie konnten sich damit in die Rolle von Menschen versetzen, die in einem fremden Land leben müssen und/oder ihr bisheriges Leben hinter sich lassen mussten.

Des Weiteren hatten wir zum Ziel, unser pädagogisches Grundkonzept der partizipativen Bildung anzuwenden und den Teilnehmenden damit selbstverantwortliches und bewusstes Lernen zu ermöglichen. Dies ist uns gelungen indem die Schüler und Schülerinnen ein Theaterstück in Eigenregie und mit dem Einsatz der allein hergestellten Kostüme und Requisiten vorbereitet und dargestellt haben. Für einen Tag wurden Flüchtlingsfamilien eingeladen, diesen Tag haben die Kinder selbst gestaltet. Obwohl die Teilnehmerinnen und die Teilnehmer große Befürchtungen vor diesem Tag hatten, haben sie im Nachhinein gesagt, dass es ihnen viel an Selbstwertgefühl gegeben hat.

Durch die Aufführung vor den eingeladenen Gästen aus dem Flüchtlingsheim konnten die Kinder ihre Vorurteile und Befürchtungen abbauen. Sie waren von den Gästen begeistert und waren sehr glücklich, dass sie den eingeladenen Kindern, zu Hause vorbereitete Geschenke geben und mit ihnen spielen konnten.

Kurz über die Methoden
Jeder Tag wurde so gestaltet, dass die Teilnehmenden die maximale Möglichkeit der Beteiligung an der Programmausarbeitung hatten. Die SchülerInnen wurden in ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst genommen, das förderte ihr Engagement. Sie haben sehr gerne in den Kochgruppen gearbeitet und die Vorbereitungsgruppen der Theateraufführung haben sich ohne Hilfe der Teamerinnen gefunden und organisiert (Szenografie-, Kostüm- und SchauspielerInnengruppe).

Zur Vermittlung der sehr brisanten und emotional aufgeladenen Thematik „Flucht und Migration“ wurden sehr vielseitigen Methoden angewandt. Wir näherten uns dieser auf der Gefühlsebene und der historisch-politischen Ebene. Beispielsweise durch Sprachanimation: sich in eine neue Sprachumgebung hineinfühlen. Später wurden Elemente aus weiteren Sprachen (Arabisch, Farsi…) eingebaut oder szenische und pantomimische Übungen: Welche Assoziationen haben wir gemeinsam? Welche lassen sich nicht in die andere Kultur übertragen? Wie kann ich Gefühle vermitteln und wie gehe ich mit Gefühlen der anderen um?

Allabendliche Runden: wie habe ich mich damit gefühlt? Wie gehe ich mit den Erfahrungen des Tages um? Was habe ich neues gelernt? Wie verändert sich meine Einstellung zum Thema? Oder die historisch-politische Ebene (Hintergrundwissen, objektive Fakten)

Fazit
Das Thema „Flucht und Migration“ konnte auch mit SchülerInnen im Grundschulalter besprochen werden. Viele Vorurteile konnten unserer Meinung nach abgebaut werden, die Jugendlichen haben neue Erfahrungen gesammelt.
Die Theateraufführung mit den geladenen Gästen aus der Flüchtlingsunterkunft war ein unvergesslicher Abend sowohl für die Gäste als auch für die jungen Darsteller und Darstellerinnen.